Ja, es gibt sie noch, die Sensburger. Wir lesen in diesem Heimatbrief von den Aktivitäten der deutschen Minderheit in Sensburg. Und der Heimatbrief wird immer noch in über 1200 Exemplaren an Interessierte versandt.
Aber wir lesen in diesem Heimatbrief auch von einem treffenden Bildnis, das von Frau Turek-Just gezeichnet wurde. Sie spricht von zwei auseinanderschwimmenden Booten ohne Ruder, Steuer oder Rettungsweste… Ein Boot heißt Vaterland und das andere Heimat. Und das entspricht auch meiner Beobachtung. In Polen besteht bei vielen der heutigen auch jüngeren Menschen durchaus ein Interesse, etwas von der Geschichte des Landes, in dem sie leben, zu erfahren. In Deutschland dagegen verblasst die Erinnerung an die Ostgebiete immer mehr. Um im Bild zu bleiben, das andere Boot verschwindet immer mehr im Nebel des Vergessens. Im Rahmen des diesjährigen Kant-Jubiläums bin ich doch tatsächlich gefragt worden, wo denn Königsberg läge. Und als ich den heutigen Namen „Kaliningrad“ nannte, kam: „Das liegt doch in Rußland, war Kant denn Russe?“
Um wieder im Bild zu bleiben: Wenn wir nicht möchten, dass die Boote außer Sicht geraten, die Erinnerung an die Heimat der noch lebenden Sensburger, aber auch an die Heimat der Eltern oder Großeltern der jüngeren Generationen und damit an deren Wurzeln, im Nebel des Vergessens verschwindet, müssen wir dringend das Ruder besetzen.
Wir brauchen in der Kreisgemeinschaft dringend Unterstützung. Allein in diesem Jahr sind mit Herrn Tegler und Herrn Jesek zwei aktive Kirchspielvertreter verstorben. Mit Ausnahme meiner Person sind alle Mitglieder des Vorstands weit über 80 Jahre alt. Es ist absehbar, dass wir mit weiteren Ausfällen rechnen müssen. Ich bin auf der Kreistagssitzung am 13.7.2024 zum stellvertretenden Kreisvertreter ernannt worden und werde nach dem erklärten Rücktritt des Kreisvertreters Klaus Schütz im kommenden Jahr sein Amt erstmal vertretungsweise bis zum nächsten Kreistag übernehmen, damit es weitergeht. So sehr mir Ostpreußen und der Kreis Sensburg am Herzen liegen, alles kann ich nicht alleine leisten.
Jede Unterstützung ist willkommen. Besonders suchen wir aber zur Entlastung des Vorstands dringend interessierte Personen, die im näheren Umkreis von Remscheid leben und so auch mal schnell vor Ort (Geschäftsstelle, Kontakt zu Behörden usw.) sein können. Auch wenn heutzutage die Digitalisierung so manches einfacher macht, nicht alles geht mit „Remote“ oder mit Videokonferenzen. Ich selbst muss immer von Bremen aus anreisen, hin und zurück sind das 600 km…. Die Organisation der nächsten Stinthengst-Wasserung, das nächste Kreistreffen usw. stehen an.
Wenn ich also nicht derjenige sein soll, der als letzter das Licht ausschaltet – und dagegen sträubt sich bei mir alles – müssen wir den Generationenwechsel schaffen. Wie ich schon im letzten Heimatbrief schrieb, die sogenannte „Babyboomer“-Generation erreicht jetzt das Rentenalter. Sollte da niemand mehr ein Interesse daran haben, die noch lebenden Sensburger zu unterstützen, die Erinnerung an die Heimat der Eltern oder Großeltern und damit die eigenen Wurzeln zu pflegen?
Wenn Sie also Interesse an einer Mitarbeit haben, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf. Ich möchte auch an die für 2026 anstehenden Wahlen zum Kreistag erinnern. Einen Aufruf für Wahlvorschläge finden sie ebenfalls in diesem Heimatbrief (s.S. 66)
E-Mail: info@kreisgemeinschaftsensburg.de
www.kreisgemeinschaftsensburg.de
Ihr Falk Möllenhoff